Offensen-Schwachhausen

OS 01 – Gut Schwachhausen

Das Gut stand im Nordwesten des Dorfes. Unmittelbar dahinter floss die Aller. Heute befindet sich dort eine Ackerfläche neben der Hofstelle „Zum Alten Gut 2“. 1330 wurde „dat gut to swechusen“ erstmals urkundlich erwähnt. 1360 fiel das Lehen an Christian v. Langlingen. Nach Erlöschung dieses Adelsgeschlechts im Jahr 1613 erhielt der Cellesche Hofmarschall Wilhelm von Hodenberg 1615 den Besitz. Er errichtete ein Wasserschloss. Neun Jahre nach seinem Tod heiratete seine Tochter Sophia Ilse von Hodenberg 1634 Johann Friedrich Schenk von Winterstedt. Als sie vier Jahre später starb, ging das Gut an ihn über. Er war es, der um 1650 den bekannten Kupferstich seines Anwesens durch den berühmten Kupferstecher Matthäus Merian anfertigen ließ. Vermutlich um 1770 erfolgte der Abriss des Wasserschlosses. Nach dem Tod des letzten Gutsherrn Christian Friedrich Ludwig Freiherr Schenk von Winterstedt im Jahr 1838 fiel das Lehnsgut an den König von Hannover.

Zwischen 1838 und 1876 hatte das Gut mehrere Besitzer. Einige Gebäude wurden abgebaut und teilweise an anderen Stellen, z.B. in Offensen und Wienhausen, wieder errichtet. Schließlich erfolgte der Komplettabriss bis auf ein Haus. Die landwirtschaftlichen Flächen und die Häuslingshäuser der ehemaligen Gutsarbeiter wurden an Schwachhäuser Bauern verkauft.

OS 02 – Gutskrug Schwachhausen

1785 ließ der Gutsbesitzer Christian Ludwig Friedrich Freiherr Schenk von Winterstedt den Gutskrug errichten. Seine Namenskürzel sind in einem Balken des Hauses verewigt: „CHRIST. LUD. FRIED. FREIH. SCHENK VON WINTERSTEDT 1785“. Der Gutskrug wechselte seine Besitzer mehrfach. Bis 1867 gehörte er dem Gutsbesitzer Johann Robert Paulsen, der dann das Haus an Johann Heinrich Kaune aus Klein-Himstedt verkaufte. Die darin befindliche Gastwirtschaft betrieben in der Zeit von 1897 bis 1968 die Familien Hagemann und Stark.

Ab 1968 bewirtschaftete Steffi Vrana die Gastwirtschaft „Zum Forsthof“ für Offensen und Schwachhausen. Hier fanden zahlreiche Veranstaltungen der Dorfgemeinschaft und der hiesigen Vereine statt. Vier Jahrzehnte trafen sich Offensener und Schwachhäuser „bei Steffi“ in der Kneipe, feierten auf dem Saal oder nutzen die Kegelbahn. Zwei Jahre nach ihrem Tod wurde das Anwesen 2010 verkauft und das baufällige Gastwirtschaftsgebäude ein Jahr später abgerissen.

OS 03 – Allerbrücke Schwachhausen

Dieser Aller-Übergang hat seit jeher eine überregionale Bedeutung. Nach dem Jahrmarktsprivileg der Stadt Celle von 1306 durften Kaufleute nur dann den Fluss überqueren, wenn sie die in der Vogtei Celle erworbenen Güter zuvor auf dem Markt in Celle zum Kauf angeboten hatten. Bereits 1781 existierte hier eine drei Meter breite Holzbrücke, die 1860 erneuert wurde. Die heutige eiserne Fachwerkträgerbrücke wurde 1931 erbaut. Ihre Betonfundamente sind auf 12m langen Pfählen verankert. Die beiden Fachwerkträger sind 52 Meter lang. Sie bestehen aus vier jeweils 16t schweren Hauptteilen, vormontiert in einem Duisburger Werk. Nach dem Bahntransport von dort zum Offensener Bahnhof wurden zwei der vormontierten Teile auf einen gummibereiften Spezialwagen verladen. Pferde zogen diesen zur Baustelle. Die anderen beiden Brückenteile erreichten die Baustelle über den Langlinger Bahnhof.

Am 12. April 1945 versuchten zwei deutsche Marineinfanteristen, die Brücke im letzten Moment vor dem Eintreffen der US-Truppen zu sprengen und verloren dabei ihr Leben. Von diesem Kampf zeugen noch heute Einschusslöcher im Geländer, die auch bei den umfangreichen Renovierungsarbeiten 2014 erhalten wurden.

OS 04 – Schwachhäuser Kannenbank

Die Offensener und Schwachhäuser Bauern brachten ursprünglich ihre Milch in die Privatmolkerei Offensen bis zu ihrer Schließung 1933. Seitdem musste die Milch in 20 Liter Milchkannen zur Celler Molkerei transportiert werden. Zur Abfuhr frühmorgens wurden die mit Milch gefüllten Kannen auf sogenannte „Kannenbänke“ gestellt. Ein pferdegezogener Milchwagen brachte die Kannen zum Offensener Bahnhof, um sie dort in den Gepäckwagen des Personenzugs zu verladen. Am Nachmittag holte der Milchwagen die leeren und gewaschenen Kannen wieder vom Bahnhof ab und stellte sie anschließend auf die Kannenbänke. In den Kannen befanden sich dann die bestellten Milchprodukte.

Die Kannenbänke nutzte man aber nicht nur zur Milchabfuhr, sondern sie waren ein ebenso wichtiger Treffpunkt für die Bauern, um sich über die neuesten Ereignisse auszutauschen. Im 2. Weltkrieg übernahm ein LKW die Abholung der Kannen und deren Transport. Mitte der 1970er Jahre ersetzte ein Milchtankwagen die Kannenbänke.

Die Schwachhäuser Kannenbank existiert seit 1934 und wurde 2002 von der Dorfgemeinschaft erneuert, um diesen traditionellen Treffpunkt zu erhalten. Milchkühe gibt es dort jedoch seit 1992 nicht mehr.

OS 05 – Gut Offensen

Das ehemalige Gut lag am Ortsausgang Offensen Richtung Oppershäuser Allerwehr rechts des Weges. Es ist heute lediglich als höher gelegene Wiese erkennbar. Die Herren von Offensen hatten hier ihren Stammsitz. 1327 wurde erstmals ein Knappe Heinrich von Offensen als Zeuge Wilhelms von Altencelle benannt. 1647 starb dieses Geschlecht aus. Nachdem auch das Geschlecht des nachfolgenden Besitzers von Merrettich erlosch, kaufte 1747 der Schwachhäuser Christian Christoph Freiherr Schenk von Winterstedt das Offensener Gut. Damit waren Offensen und Schwachhausen erstmals vereint.

Nach dem Tod des letzten Gutsherrn in Schwachhausen im Jahr 1838 fiel das Gut an die Familie v. d. Wense in Oppershausen. 1854 wurde das Gut aufgegeben. 13 Offensener Bauern kauften die zum Offensener Gut gehörenden landwirtschaftlichen Flächen, jeder erhielt 17 Morgen. Der Zimmermann Striepe aus Altencelle erwarb das Gutsgrundstück mit den Gebäuden und errichtete die Anbauerstelle Offensen Nr. 24. 1898 bauten er und seine Frau auf dem südlichen Teil des Gutsgrundstücks ein neues Wohnhaus, heute „An der Masch 2“, und rissen die restlichen, damals noch reetgedeckten, Gutsgebäude ab.

OS 06 – Molkerei Offensen

1898 erbaute der Molkerist Heinrich Helmke diese Molkerei, in der vor allem Butter produziert wurde. Milch lieferten dafür die umliegenden Dörfer Groß-Eicklingen, Nienhof, Nordburg, Offensen, Oppershausen, Schwachhausen und Wienhausen.

Zusätzlich unterhielt Heinrich Helmke in den heute nicht mehr vorhandenen Stallungen eine Schweinemast, eine Lohnschrotmühle sowie einen Futtermittelgroßhandel. Alle dafür benötigten Maschinen wurden durch einen Dampfkessel angetrieben. In den ersten Jahren nach der Errichtung der Molkerei befand sich hier die erste öffentliche Viehwaage für Offensen.
Das Molkereigebäude hatte aber eine weitere Funktion: Bis 1935 befand sich hier die erste Offensener Poststelle mit Helmkes Tochter als Posthalterin.

1933 wurde der Molkereibetrieb aufgegeben und das Gebäude verkauft. Der neue Eigentümer baute es zu einem Wohnhaus für mehrere Mietparteien um. Ab 1945 waren hier mehrere Flüchtlingsfamilien untergebracht. Nach einigen Besitzerwechseln wird das Gebäude heute weiter als Wohnhaus genutzt.

OS 07 – Gastwirtschaft Niemann mit Viehwaage

Im Bereich der Straße vor diesem Grundstück befand sich bis in die 1850er Jahre ein Feuerlöschteich, die Offensener Feuerkuhle, zentral im Ort gelegen. Aus diesem Grund stehen hier noch heute die Wohnhäuser nicht unmittelbar an der Straße, denn diese verlief damals südlich der Feuerkuhle. Im Rahmen der Straßenbaumaßnahmen der Landstraße Celle–Meinersen 1869/70 wurde die Feuerkuhle verfüllt und anschließend die Straße geradeaus durchs Dorf geführt.

1863 verlegte Friedrich Niemann seine Hofstelle Offensen Nr. 9 für seinen landwirtschaftlichen Betrieb hierher. Aus der vom Schwachhäuser Gut an diese Stelle umgesetzten Scheune entstand ein Neubau für ein Wohnhaus.

In diesem Gebäude wurde eine Gastwirtschaft mit Saal eingerichtet, eine typische Dorfkneipe mit dem Namen „Kreugers Fritz“ (Fritz = Abkürzung Friedrich, Kreuger = plattdeutsch für Wirt). Hier fanden bis zur Schließung 1948 Vereinsversammlungen und Veranstaltungen der Dorfgemeinschaft statt.

In dem kleinem Backsteinhaus neben dem Saal stand von Anfang der 1900er Jahre bis 1979 eine öffentliche Viehwaage. Niemanns waren vereidigte Wiegemeister.

Heute wird das Gebäude als Wohnhaus genutzt. Die Viehwaage wurde abgebaut, das Häuschen steht noch.

OS 08 – Bäckerei Sussebach

Der Offensener Schneider Heinrich Mohwinkel baute 1884 dieses Haus und errichtete darin einen kleinen Kolonialwarenladen. Sein Sohn und Bäckermeister Carl Mohwinkel vergrößerte dieses Gebäude 1926 um ein Backhaus. Im Jahr 1935 kamen ein zweistöckiger Anbau und ein größerer Verkaufsbereich hinzu. Fast vier Jahrzehnte lang – von 1950 bis 1989 – war dieses Haus der wichtigste Treffpunkt im Dorf. Die Bauern lieferten den Brotroggen für das ganze Jahr und erhielten dafür eine Brotgutschrift. Die Dorfbewohnerinnen belegten ihre Plattenkuchen weitestgehend selbst, ließen sie aber bei Sussebach backen. Den Namen erhielt die Bäckerei von Gottlieb Sussebach.

Er war der Ehemann von Thea Mohwinkel, der Tochter des Bäckermeisters Carl Mohwinkel. So kam es, dass ab 1950 die gesamte Familie drei für das Dorf wichtige Einrichtungen betrieb: Carl Mohwinkel die Gastwirtschaft, seine Tochter Thea den Verkaufsladen und deren Ehemann Gottlieb die Bäckerei. Da Gottlieb Sussebach von 1952 bis 1973 darüber hinaus der Gemeindebrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Offensen war, wurde auf diesem Haus 1958 die erste Feuerwehr-Sirene für Offensen installiert. Das Gebäude wird mittlerweile als Wohnhaus genutzt.

OS 09 – Offensener Schule

Die Offensener Schule, erstmals erwähnt im Jahr 1699, befand sich damals noch im westlichen Nachbargebäude. Zuerst gingen hier nur die Offensener Kinder zur Schule, ab 1755 auch die Schwachhäuser. So kam es, dass 1856 die damals noch selbstständigen Gemeinden Offensen und Schwachhausen gemeinsam das neue Schulgebäude am jetzigen Standort errichteten. In einem einzigen ca. 40qm großen Klassenraum wurden alle acht Volksschuljahrgänge gleichzeitig unterrichtet. Das Schulgebäude diente auch als Wohnung für die Lehrerfamilie sowie als Stallung für deren Vieh.

1945 bis 1950 besuchten etwa 70 Kinder die Volksschule, teilweise im Schichtunterricht mit zwei Lehrern. Die hohe Anzahl war auf die Unterbringung von zahlreichen Flüchtlingsfamilien zurückzuführen. Anfang der 1950er Jahre unterrichtete nur noch ein Lehrer: Leo Rautenberg von 1951 bis 1963 sowie Edith Heckmann von 1964 bis 1973. Ab 1963 gab es hier lediglich noch die Grundschule Offensen. Die Schüler des 5. bis 9. Schuljahrs gingen zur Mittelpunktschule Wienhausen. Zehn Jahre später, im Juli 1973, wurde die Offensener Schule geschlossen und das Anwesen verkauft. Seitdem dient das Gebäude als Wohnhaus.

OS 10 – Gemeindehaus Offensen

Das Gemeindehaus Offensen wurde seit ca. 1700 von der Familie Meyer bewohnt. Die Meyers waren Schweinehirte (deshalb „Sween Meyer“) und Schäfer. Sie trieben ihre Herden mit den Schweinen und Schafen der Offensener Bauern auf die im Gemeinschaftsbesitz befindlichen Weideflächen.

Ende des 19. Jahrhunderts endete die Hirtentätigkeit und Heinrich Meyer wurde Gemeindediener der damals selbstständigen Gemeinde Offensen. Zu seinen Aufgaben gehörte das „Ansagen“ von Terminen der Gemeinde, indem er von Haus zu Haus ging. Darüber hinaus führte er bei den Hausschlachtungen die Trichinenschau durch. Sein Schwiegersohn Adolf (genannt Otschen) Niemann war ab der Eingemeindung von Schwachhausen im Jahr 1928 als Gemeindediener für beide Dörfer zuständig. Zugleich sorgte er als Staumeister des Offensen-Schwachhäuser Stauwiesenverbands durch das Öffnen und Schließen von Schütten dafür, dass das Wasser gerecht verteilt wurde und langsam über die Stauwiesen rieselte. Dadurch kannte er sich in der Feldmark aus wie kein anderer. Nach seinem Tod im Jahr 1966 wurden beide Tätigkeiten nicht fortgeführt. Die Gemeinde Offensen verkaufte das Gemeindehaus. Der Käufer ersetzte es durch einen Neubau. Dieser wird heute als Wohnhaus genutzt.

OS 11 – Spritzenhaus der Feuerwehr Offensen

Die Freiwillige Feuerwehr Offensen, gegründet 1904, wurde 1908 in eine Pflichtfeuerwehr umgewandelt. Im selben Jahr erfolgte der Kauf einer von Pferden gezogenen „Feuerspritze“ (siehe Bild). Um diese Handdruckspritze zu bedienen, brauchte man eine Mannschaft aus zehn „Drückern“. Als Unterstand für das Gerät errichtete die damals noch selbstständige Gemeinde Offensen 1908 das Spritzenhaus. Es wird berichtet, dass dieses Haus auch als Ausnüchterungszelle genutzt wurde.

Nach Anschaffung der Motorspritze im Jahr 1950 fand diese hier ihren Platz. Sie war auf einem Anhänger montiert und musste von einem Trecker gezogen werden. Als 1952 dann das erste Feuerlöschfahrzeug hinzukam, erwies sich das Spritzenhaus als zu klein. Südlich des heutigen Spielplatzes errichtete man ein neues Feuerwehrhaus, das inzwischen mehrfach in Eigenleistung vergrößert wurde. Das ehemalige Spritzenhaus dient heute zum Unterstellen von Material der Freiwilligen Feuerwehr Flotwedel Ortsfeuerwehr Offensen.

OS 12 – Lohndrescherei Misselhorn

Der Brinksitzer Henning Mohwinkel, Offensen Nr. 20, baute das Wohnhaus in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 1866 heiratete die damalige Erbin Dorothee Mohwinkel den Offensener Lehrerssohn Ernst Misselhorn. Dessen Sohn Carl und später sein Schwiegersohn Hermann Rehwinkel betrieben von etwa 1900 bis 1948 eine Lohndrescherei. Während der Erntezeit wurde auf dem Hof gedroschen. Ansonsten fuhren sie mit der Dreschmaschine und einer Dampflokomobile, die für deren Antrieb eingesetzt wurde, auch in weiter entfernte Dörfer. Außerdem befanden sich auf dem Hof ein Sägewerk zum Schneiden von Bauholz und im Garten ein Bienenstand für die Imkerei. 1967 entstand der Anbau an das Wohnhaus. Durch Heirat kehrte 1991 der Name Mohwinkel nach 125 Jahren auf die Hofstelle zurück.

OS 13 – Kolonialwarenladen Thölke

Der Schneider und Alttextilienhändler Johann Thölke baute dieses Haus um 1800. In der Mitte des 19. Jahrhunderts erwarb Heinrich Thölke landwirtschaftliche Flächen und errichtete auf seinem Anwesen die Anbauerstelle Offensen Nr. 27. Etwa von 1900 bis 1925 betrieb die Familie Thölke ein Fuhrunternehmen, bis 1945 zusätzlich einen Kohlen- und Torfhandel. Hierzu gehörte zeitweise eine Lagerhalle auf dem Wienhäuser Bahnhof.

Bis zur Schließung im Jahr 1936 verkaufte die Familie Thölke in ihrem Kolonialwarenladen vor allem Lebens- und Genussmittel „aus Übersee“ z.B. Kaffee, Tee, Kakao, Reis, Gewürze oder Tabak. Zu ihrem Angebot gehörten außerdem Essig, Öl sowie weitere Produkte für den täglichen Haushaltsbedarf, darunter auch Petroleum, welches für die damals typischen Petroleumlampen zum Einsatz kam. 1990 erfolgte die Aufgabe des landwirtschaftlichen Betriebs. Heute wird das Gebäude als Wohnhaus genutzt.

Kolonialwarenladen und Kohlenhandlung von Heinrich Thölke 1930, Offernsen
OS 14– Offensener Hirtenhaus

Hinter dem heutigen Haus „Alter Weg 8“ stand das alte Hirtenhaus Offensen Nr. 22. Es gehörte der Gemeinde Offensen und diente bis 1892 zur Unterbringung des Offensener Kuhhirten und seiner Familie. Vor der Verkoppelung in den 1850er Jahren besaßen die Bauern keine eigenen Weideflächen, sondern sie befanden sich wie andere Flächen und Wege im Gemeinschaftsbesitz (Allmende).
Der Kuhhirte trieb vom Frühjahr bis zum Herbst die Kühe morgens zu den bis zu drei Kilometer entfernten Weideplätzen und abends wieder zurück ins Dorf. 1770 waren es in Offensen 103 Stück Rindvieh.

Das alte Hirtenhaus brannte 1883 ab. Daraufhin wurde ein Jahr später dieses jetzt an der Straße stehende Haus von der Gemeinde Offensen neu gebaut und 1892 an August Berkhan aus Oppershausen verkauft. Dieser Hof war bis 1994 ein landwirtschaftlicher Betrieb.

Da in diesem Haus in der Zeit von 1951 bis 1972 der Rechnungsführer der Gemeinde Offensen wohnte, stand hier auch der „Eiserne Schrank“ für die wichtigen Unterlagen der Gemeinde sowie für deren Bargeld. Darüber hinaus war von 1963 bis zu ihrer endgültigen Schließung am 30. April 1972 in diesem Haus die Offensener Poststelle untergebracht. Das Gebäude wird weiterhin als Wohnhaus genutzt.

Offensener Hirtenhaus. Karte Offensen von 1852,1853. Berichtigt 1883
OS 15 – Altarm der Aller

Der nördlich von Offensen liegende Altarm der Aller ist ein Relikt des ursprünglichen Flussverlaufes. Gleiches gilt für die weiteren Altarme in der näheren Umgebung. Diese ausgeprägte Mäanderbildung, auch bedingt durch die geringe Fließgeschwindigkeit der Aller, ist auf der Karte von 1901 erkennbar.

Insbesondere bei plötzlicher Schneeschmelze im Harz sowie bei langanhaltenden Niederschlägen im Sommer trat früher die Aller hier häufig über die Ufer.

Deshalb entschied man sich in den Jahren 1967/1968 dazu, die Aller zwischen Wienhausen und Schwachhausen zu begradigen. Im Zuge dessen erfolgte auch der Neubau des Oppershäuser Allerwehrs ca. 300 Meter nördlich des Altarms.

Das Schwarzwasser, ein nördlicher Nebenfluss, mündete bis 1964 zwischen Offensen und Schwachhausen in die Aller. Es fließt seit der Begradigung in einem nördlichen Bogen um den Lorkberg, die bewaldete Düne ca. 500 Meter nordöstlich von hier, und dann knapp unterhalb des Wehrs in die Aller.

OS 16 – Offensener Allerfurt

In Verlängerung der heutigen Straße „Alter Weg“ führte ein Weg mit einer Furt durch die Aller in Richtung Lachendorf. Die Allerufer im Bereich der Furt waren abgeschrägt und das Flussbett mit Eichenstämmen und Steinen befestigt. Während des Siebenjährigen Krieges überquerten französische Truppen im Dezember 1757 an dieser Stelle die Aller, um in Richtung Altenhagen vorzustoßen. Reste der Befestigung wurden 1967 bei den Baggerarbeiten im Rahmen der Allerbegradigung gefunden.

Der Weg mit der alten Furt ist in der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1781 eingezeichnet, ohne dass die Furt ausdrücklich als solche gekennzeichnet ist. Auf der Verkoppelungskarte von 1852/53 wird dieser Weg als Communicationsweg nach Oppershausen benannt. Die Furt wurde bis in die 1920er Jahre genutzt, häufig von Fuhrunternehmen auf dem Weg nach Lüneburg. Heute sind der Weg und die Furt nicht mehr vorhanden.

Eine alte Offensener Sage berichtet davon, dass im Bereich der Aller am Nordwestrand von Offensen Zwerge durch einen Bauern vom Offensener Allerufer auf die andere Seite übergesetzt wurden.

OS 17 – Schwachhäuser Allerdamm

Der Schwachhäuser Allerdamm schützt die niedriger gelegene Ortschaft Offensen gegen Allerhochwasser. Ab 1862 erfolgte zwischen dem Langlinger Allerwehr und Schwachhausen eine Flussbegradigung der Aller. Dabei wurden die zahlreichen Flussmäander begradigt, um die bis dahin häufigen Hochwasser – auch im Sommer – zu begrenzen.

Das Dorf Schwachhausen und die ca. 1,5 km südlich davon vorhandenen Ackerflächen liegen etwas höher. Dazwischen befindet sich eine Senke, durch die das Allerhochwasser die Schwachhäuser und Offensener Feldmark überfluten und insbesondere die Ortschaft Offensen bedrohen kann.

Die damals noch selbstständigen Gemeinden Offensen und Schwachhausen koordinierten deshalb ihre Hochwassermaßnahmen und bauten nach 1862 den Schwachhäuser Allerdamm. Dieser hat eine Länge von etwa einem Kilometer und läuft an beiden Enden aus. Im Bereich der Senke ist er ca. zwei Meter hoch. Bei dem Hochwasser im Jahr 1918 und auch bei späteren hielt der Damm dem Hochwasser nicht stand. Das Wasser floss im südlichen Teil Offensens über die Höfe.

In den 1960er Jahren wurde der Damm durch die Gemeinde Offensen verstärkt. Der Schwachhäuser Allerdamm wird heute weiterhin zum Schutz gegen das Hochwasser gebraucht.

OS 18 – Langlinger Allerwehr

Dem Langlinger Allerwehr etwa 200 Meter stromaufwärts folgend trifft man auf einen Nebenarm der Aller, den Wienhäuser Mühlenkanal. Seit Ende des 18. Jahrhunderts fließt dieser durch das etwa fünf Kilometer entfernte Wienhausen und mündet dahinter wieder in die Aller. Bis Mitte der 1960er Jahre lieferte dieser Kanal Wasserkraft, um zwei Mühlen zu betreiben. Eine der beiden nutzte ab 1908 der Offensen-Schwachhäuser Stauwiesenverband als Elektrizitätswerk.

Damit dieses reibungslos funktionierte, brauchte es einen nahezu gleichbleibend hohen Wasserstand. Zunächst konnte ein aufgeschüttetes Fluss-Sperrwerk in der Aller (Ende 18. Jhd.) und später der Bau einer Schleuse aus Eichenholz (1859-61) das Wasser regulieren. Von 1902 bis 1972 gehörten die Schleuse und das Schleusenwärterhaus (heute Landgasthof Allerparadies) dem Offensen-Schwachhäuser Stauwiesenverband. Schleusenwärter Hermann Lüters war Tag und Nacht für den Betrieb der Schleuse verantwortlich.

In den Jahren 1935 und 1970 kam es jeweils zu einem Schleusenbruch, nachdem das Wasser bei lang anhaltender Trockenheit hoch aufgestaut worden war. Im Zusammenhang mit den Begradigungsarbeiten der Mittelaller baute man 1970/71 ein neues Allerwehr, das am 8. Oktober 1971 eingeweiht wurde.

OS 19 – Seebrücke und Viehtränken

Die Mühlenkanalbrücke zwischen Offensen und Langlingen wird seit jeher als Seebrücke bezeichnet. Den Namen schenkte ihr ein toter Flussarm, der bis ca. 1780 noch als „Dove See“ (Tauber See) hier floss. Dann erfolgte ein Durchstich zwischen diesem Gewässer und der Aller im Bereich des heutigen Langlinger Allerwehrs. Ab dieser Zeit bis in die 1960er Jahre lieferte der hierdurch entstandene Wienhäuser Mühlenkanal die Wasserkraft für die Wienhäuser Mühlen. Bereits 1781 existierte in diesem Bereich eine kleinere Holzbrücke. Beim Bau der Landstraße von Offensen nach Langlingen in den Jahren 1869/70 wurde diese durch eine stabilere ersetzt. 1938 errichtete man im Bereich der heutigen Radfahrerbrücke eine neue massive Brücke. Im Zuge der Verlegung der hier verlaufenden Landstraße zur Abflachung der Langlinger Kurve im Jahr 1977 entstand die jetzige Straßenbrücke. Die Radfahrerbrücke wurde 2004 gebaut.

Beiderseits der ersten Holzbrücke befanden sich im Mühlenkanal bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Viehtränken. Auf der stromabwärts gelegenen Stelle neben der Brücke tränkten die Offensener Hirten ihre Rinder, Schweine und Schafe auf dem Weg zu den Weideflächen im Langlinger Holz. Die Schwachhäuser nutzen die Tränke stromaufwärts der Brücke.

OS 20 – Bahnhof Offensen

Der ehemalige Offensener Bahnhof wurde am 24. April 1913 eröffnet und befand sich an der eingleisigen Eisenbahnstrecke Celle–Gifhorn. Er war eine Haltestelle für Personenverkehr mit einer offenen Wartehalle. Eine Verladerampe diente primär zum Verladen von Holz, später insbesondere von Rüben und Kartoffeln.

1939 entstanden an diesem Ort die Außenaufnahmen für den Film „Kongo- Express“. Acht Jahre später baute die Forstgenossenschaft Offensen hier eine Gaststätte, die von der Familie Conrad bewirtschaftet wurde. Die dazu gehörende Fahrzeugwaage betrieb die vereidigte Wiegemeisterin Erika Conrad.

In den 1970er Jahren blieb das gewünschte Verkehrsaufkommen aus. Die Strecke wurde schrittweise stillgelegt. Der letzte Personenzug fuhr 1981. Die endgültige Einstellung des Eisenbahnbetriebs erfolgte 1993 nach genau 80 Jahren. Das Gaststättengebäude wurde verkauft und wird heute als Wohnhaus genutzt.

Ein sichtbares Relikt sind die noch erhalten gebliebenen Schienen am ehemaligen Bahnübergang unweit des Bahnhofsgebäudes. Der Bahnsteig und die Wartehalle existieren heute nicht mehr, dafür aber die Verladerampe. Ein Teilstück des Bahndamms in Richtung Langlingen wird heute als Radweg genutzt.

OS 21 – Staugraben und Rieselwiesen

Zur Steigerung der Grünlanderträge wurden ab 1880 insbesondere im Mühlenkanalgebiet Rieselwiesen (Stauwiesen) angelegt. Im Bereich der Langlinger Schleuse befindet sich die Mühlenkanalschleuse mit dem Beginn des hier verlaufenden Staugrabens. Durch diesen floss das Wasser über gemeinsam genutzte Zuleiter in die auf den Wiesen ausgehobenen Rinnen. Von denen aus rieselte es in mehreren Staudurchgängen langsam über die im Dachprofil angelegte Flächen. Nährstoffreiche Sedimente setzten sich ab und düngten die Flächen. Über Abzugsgräben floss das Wasser ab und gelangte wieder in den Mühlenkanal. Dieses Bewässerungssystem wurde ab 1886 durch den Offensen-Schwachhäuser Stauwiesenverband betrieben.

Ein vom Verband angestellter Staumeister sorgte durch das Öffnen und Schließen der Schütten dafür, dass das Wasser gerecht verteilt wurde und nur langsam rieselte. In den 1960er Jahren endete die Bewässerung, u.a. aufgrund der gestiegenen Lohnkosten und der zunehmenden Mechanisierung. Der Staugraben, die Zuleiter und die Abzüge sind noch zum Teil erhalten. Die Wiesen sind eingeebnet und weitgehend zu Äckern umgepflügt worden. Lediglich durch den hier verlaufenden Staugraben fließt das Wasser weiterhin und wird über einen Entwässerungsgraben durch Offensen geleitet, der westlich der Ortschaft in die Aller mündet.

OS 22 – Offensener Rottekuhle

Die Offensener Rottekuhle wurde in den 1860er Jahren (neu) angelegt, nachdem der hier verlaufende Weg als befahrbarer Damm zum Schutz gegen das Mühlenkanal-Hochwasser erbaut wurde. Wie der Name verrät, war dies ein Ort, an dem etwas „verrottete“, nämlich Flachs. Bis in die 1920er Jahre bauten viele Offensener Bauern diese Pflanze an. Nach der Reife wurde der Flachs, auch Lein genannt, aus der Erde gezogen und in Stiegen getrocknet. Danach ließen sich die Samenkapseln (Leinsamen) abstreifen.

Um die wertvollen Fasern zu gewinnen, musste der Flachs rotten. Dazu legte man die Flachshalme gebündelt in die mit Wasser gefüllte Rottekuhle. Dicke, mit Steinen beschwerte Bretter sorgten dafür, dass die Bündel komplett unter Wasser blieben – für neun Nächte. Ein Fäulnisprozess setzte ein, die sogenannte Teichrotte. Nach dem erneuten Trocknen brach man die Fasern, um daraus in mehreren Arbeitsgängen Leinen herzustellen.

Zum Glück war die Rottekuhle weit genug vom Dorf Offensen entfernt, so dass der starke Geruch des verrottenden Flachses nicht zu einer Belästigung führte. Durch die feuchte Umgebung stand stets Wasser in der Kuhle, obwohl eine Verbindung zum Mühlenkanal fehlte. Der dortige Fischbestand war nicht gefährdet. Heute ist der Teich ein Feuchtbiotop.

Informationstafel Lebendiges Archiv Offensen-Schwachhausen

Der Heimatverein Offensen-Schwachhausen e.V. stellt die Geschichte dieser Dorfgemeinschaft an der Aller auf Informationstafeln in beiden Dörfern vor. Dabei sind die 22 historischen Objekte des Projekts „Lebendiges Archiv“ auf der zentralen Karte mit roten Punkten markiert und im rechten Teil inhaltlich kurz erläutert. Der linke Bereich der Tafel beinhaltet drei ausgewählte Aspekte der gemeinsamen Dorfgeschichte. Der historische Inhalt dieser Informationstafel steht auf den fünf Säulen, die die heutige lebendige Dorfgemeinschaft tragen.
Diese zentrale Karte kann hier als PDF eingesehen werden.