Nienhagen
Das Denkmal im Rathauspark, die Erinnerungstafel im Kirchturm der evangelischen Kirche Laurentiuskirche und 28 Kindergräber auf dem Friedhof erinnern noch heute an die Schreckenszeit des Nationalsozialismus. Die Namen auf den gepflegten Grabstätten machen deutlich, dass hier polnische und russische Kinder ruhen. Sie wurden in den Jahren 1944 und 1945 geboren, aber nur wenige Tage oder Monate alt. Ihre Mütter kamen aus dem Landkreis und waren überwiegend in der Zwangsarbeit auf örtlichen Betrieben beschäftigt. Gleich nach der Geburt nahm man ihnen ihre Kinder weg, damit die Frauen wieder schnell arbeitsfähig waren. Das NS-Regime erzwang dann die Einweisung der Kinder in das „Kinderheim Papenhorst“. Es wurde im Sommer 1943 nach einem SS-Erlass und trug den Namen „Ausländerkinderpflegestätte“.
Eine im Jahre 1999 von der Samtgemeinde Wathlingen errichtete Gedenktafel vor den Gräbern führt aus, dass die Kinder an Hunger, Kälte und Krankheit starben. Ihr Tod wurde im Rahmen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft von den Verantwortlichen billigend in Kauf genommen. Die Namen der ermordeten Kinder sind urkundlich belegt im damals geführten Sterbebuch des Standesamtes Nienhagen aufgeführt.
Das Nienhäger Küster- und Schulhaus wird 1571 erstmals erwähnt. 1619 fand dort der erste Unterricht statt. Wie die Chronik verrät, fertigte man damals Schulbänke für acht Schillinge an. Das Schulhaus hatte Bestand bis circa 1847, denn dann erhielt der Zimmermeister Behrens aus Nienhagen den Auftrag, für 1.180 Taler Courant das alte Schulhaus abzureißen um ein neues zu bauen.
Am 1. April 1889 wird eine Stube darin zum Postdienstzimmer. Das Schulhaus war das erste Gebäude, welches im August 1913 die Hausinstallation zu einer elektrischen Lichtanlage erhielt.
Mit der Gründung des Heimatvereins Nienhagen am 20. Mai 1985 bezog dieser drei Räume im Untergeschoss der alten Schule. 17 Jahre später übergibt am 15. November 2002 Bürgermeister Klaus Gärtner die Schlüssel für das Gebäude an den 1. Vorsitzenden des Heimatvereins Nienhagen, um dort ein Heimatmuseum einzurichten.
An diesem Platz, auf dem heute eine Seniorenstätte errichtet ist, stand früher das Herrenhaus vom Rittergut Nienhagen. Die nannten es „Das Schloss“. Baron Freiherr von Campe und seine Nachfahren bewirtschafteten das Gut seit 1630. Sie bekamen diesen 2. Freihof in Nienhagen durch herzogliche Privilegien geschenkt. Um 1930 war vorübergehend ein Graf von Hardenberg hier ansässig. Danach mietete die Erdölfirma Anton Racky das Haus. Dieser Herr wird als der bedeutendste Erdölpioniere Europas bekannt. Später kaufte die Firma Wintershall das Haus und baute das Gelände zum Erdölförderbetrieb aus.
1945 traf „das Schloss“ Nienhagen in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges eine Fliegerbombe und zerstörte es weitgehend. Es erfolgte ein Wiederaufbau zum Verwaltungsgebäude, welches dann 1995 wiederum abge- rissen wurde.
Nach Aufgabe des Wintershall-Stand- ortes erwarb die Gemeinde Nienhagen das gesamte Gelände. Eine Architekten-Wettbewerb erbrachte teilweise visionäre Ideen für dessen weitere Nutzung. Eine Realisierung der Vorschläge des ersten Preisträgers blieb jedoch bis heute aus.
Noch vor 1895 begann im Landkreis Celle die Erdölförderung. Damals war man davon überzeugt, dass Erdöl hier nicht in Lagen über 200-300 m Tiefe zu finden ist. Erst 1921 wagte das Unternehmen Brigitta Elwerath im Waldgebiet Brand (ca. 5 km von diesem Standort entfernt) Bohrungen von über 300 m und hatte Erfolg. So entwickelte sich schnell das Erdölfeld Nienhagen. Dieses erwies sich bis 1951 als äußerst produktiv und wurde daher auch in den letzten Kriegstagen 1945 von den alliierten Streitkräften angegriffen.
Über 1.000 Bohrungen erfolgten in Nienhagen. Insgesamt zählte man schließlich über 300 Fördertürme. Die einstige Erdölförderung lässt sich noch heute an Straßennamen wie „Im Ölfeld“ erkennen. Darüber hinaus erinnert ein Denkmal auf dem Friedhof Nienhagen an einen großflächigen Ölbrand am Dorfrand.
Um die besondere Zeit der Erdölförderung nicht zu vergessen, hat der Heimatverein Nienhagen an dieser Stelle diesen 27 m hohen, originalen Erdöl-Förderturm mit Pumpenbock und Gleiswinde als Denkmal errichtet. Türme dieser Art zu besteigen, galt damals für Kinder als, leider nicht ganz ungefährliche, Mutprobe.