Dollbergen
Sie befinden sich hier am Werkstor der AVISTA OIL AG. Hier wird „verbrauchtes“ Altöl (Gebrauchtöl) aus ganz Europa aufgearbeitet. Dieses wird per LKW oder Bahn angeliefert und einer erneuten Destillation und weiteren Verarbeitungsschritten unterzogen. Die Qualität dieses Zweitraffinates kann sich mit dem Erstraffinat durchaus messen oder übertrifft sie sogar.
Die AVISTA OIL ist mit einer jährlichen Aufbereitungskapazität von annähernd 500.000 Tonnen das führende Unternehmen in der Gebrauchtöl-Aufbereitung in Europa und den USA. Im Segment des Öl-Upcyclings verfügt AVISTA OIL über eine Kapazität von ca. 300.000 Tonnen pro Jahr. AVISTA OIL sieht sich als Technologieführer in der Produktion von hochwertigen Basisölen und Schmierstoffen aus Gebrauchtölen. Unter ihrem Dach sind eine Reihe von Tochter- und Beteiligungsunternehmen gebündelt, die sämtliche Funktionen von der Sammlung und Logistik, der Re-Raffination und Schmierstoffproduktion bis hin zur internationalen Verteilung übernehmen. AVISTA OIL beschäftigt rund 700 Mitarbeiter an mehreren Raffineriestandorten in Europa und den USA.
Geschichte dieses Produktionsstandortes
Auf dem Gelände der heutigen AVISTA OIL wurde schon im Jahre 1895/96 eine erste Industrieanlage errichtet, eine Kornbrennerei und Likörfabrik. Der Betrieb wurde aber schon im Jahre 1903 stillgelegt. Die weitere Entwicklung von Produktionsstätten war sehr wechselhaft und vollzog sich oft gemeinsam mit dem gegenüberliegenden Gelände, das von den Dollbergern als „Gasolingelände“ bezeichnet wird. Dort gründete man 1909 eine Genossenschaft, die Kartoffelflocken produzierte. Auf dieser Seite der Straße wurde 1914 eine Benzol- und Ammoniakfabrik errichtet. 1918 wird diese von den Greiserwerken übernommen, die Erdöl zu Schmierstoffen verarbeitet.
1951 wurde unter dem Betriebsleiter Adolf Schmidt der erste Liter Gebrauchtöl zu neuem Schmierstoff re-raffiniert. 1956 übernahm der Kaufmann Bernhard Haberland das Unternehmen, das sich auf dem Industriegelände westlich der Straße nach Uetze befindet und sich im Laufe der Zeit zu einem führenden Betrieb dieser Branche in der Bundesrepublik entwickelte. Er begann mit der Sammlung und Aufarbeitung von Altölen in größerem Maßstab. Das damalige Verfahren war nach heutigen Standards alles andere als umweltfreundlich. Emissionen von üblen Gerüchen, durch Schwefelverbindungen (Merkaptane) verursacht, gehörten zur häufigen Belästigung der Anwohner Dollbergens und der umliegenden Ortschaften. Auch fielen bei dem Recycling-Prozess große Mengen an Säureharzen an, die unverantwortlich in der Landschaft abgelagert wurden. Abschließend wurde das Öl mit Bleicherde versetzt. Diese lagerte kleinste Schmutzpartikel an und gaben dem Öl das finale goldgelbe Aussehen. Die verbrauchte Bleicherde fand Verwendung in der Zementindustrie.
Inzwischen hat man den Prozess der Altölaufarbeitung zu einem weitgehend umweltverträglichen Verfahren weiterentwickelt.
Neben dieser Raffinerie in Dollbergen gibt es weitere in Dänemark und den USA, die dasselbe Technologie-Verfahren anwenden.
„Unsere Anlage arbeitet nahezu abfallfrei“, kann die AVISTA OIL heute auf ihre Fahnen schreiben. Und weiter: Weltweit wurden 2.860.000 Tonnen Erdöl durch das Recyceln eingespart.
Zum Einsammeln von Altöl arbeiten Unternehmen und Beteiligungen in Deutschland, Dänemark, Belgien, Niederlande, USA, Polen, Tschechien und Serbien mit der Raffinerie der AVISTA OIL in Dollbergen zusammen.
Hier am Maschende konnte die Dollberger Dorfjugend, vornehmlich die Knaben, ungehindert bis zum Zweiten Weltkrieg in der Fuhse baden. Die Mädchen, soweit sie überhaupt baden durften, bevorzugten die Wasserstraße. Wenn die Wiesen gestaut und die Schleuse (die hinter dem Kanalsgraben stand) geschlossen war, sammelte sich genügend Wasser zum Schwimmen an.
Alternativ nutzten die Schwimmer den Platz hinter der Schleuse, wo ein kleiner Kolk entstanden war. Ein großer Teil der Schuljugend lernte hier Schwimmen – ein großer Vorteil für alle Jungen, die später zum Militär mussten. Auch der 1929 geborene Walter Kobbe hat hier das Schwimmen erlernt. Und er weiß zu berichten, dass gelegentlich die Freischwimmerprüflinge unerlaubterweise einen Fuß nutzten, um sich erneut abzustoßen, da das Wasser Untiefen hatte und beim Badebetrieb trübe war, wurde der Fehler nicht entdeckt.
Bei der Erschließung des neuen Wohngebietes am Birkenweg in Dollbergen entdeckte man Überreste eines vorgeschichtlichen Siedlungsplatzes, der bislang auf einer Fläche von 1,2 ha freigelegt werden konnte. Die Befunde dokumentieren 34 Pfostenstellungen, 28 Gruben (darunter vermutlich einige Vorratsgruben) und eine Feuerstelle. Auch wenn aufgrund von Erosion keine zusammenhängenden Baustrukturen oder Grundrisse mehr erkennbar sind, geben die zahlreichen Keramikfunde Aufschluss über die zeitgeschichtliche Einordnung.
Es handelt sich hier um Gebrauchskeramiken aus der vorrömischen Eisenzeit. Die markante Ritzlinienverzierung sowie die umlaufende Fingertupfenzier lässt sich teilweise auch schon der Bronzezeit zuordnen. Ebenso konnten einige Fragmente von verputztem Lehm freigelegt werden, der vermutlich von einer oder mehreren verputzen Hauswänden stammt.
Die gute alte Zeit, in der ein König noch die Satzung eines kleinen Verbandes zu unterschreiben hatte
Die Fuhse stellte unsere Bauern von je her vor zwei Probleme: Sie mussten sehen, wie sie mit dem Zuviel und dem Zuwenig Wasser fertig wurden. Kam das Hochwasser der Fuhse zur Unzeit, unmittelbar vor der Ernte oder wenn das Gras schon gemäht war, bedeutete das viel zusätzliche Arbeit und immer Ernteverluste. In trockenen Jahren dagegen konnte das Gras auch nicht recht gedeihen und die weit ab vom Fluss gelegenen Wiesen bedurften stets der Bewässerung, um einen guten Ertrag zu gewährleisten.
Laufende Überschwemmungen führten dazu, dass schon 1845 das Amt Meinersen anordnete, die Fuhsekrümmungen zu durchstechen und zu begradigen.
Um dem jährlich auftretendem Hochwasser der Fuhse einen schnellen Abfluss zu ermöglichen, entschlossen sich schon 1854 die Dollberger und Katenser Bauern zur Anlage eines Abflussgrabens, den man später Kanal nannte (Kanalsweg). Er war 2.280 Meter lang und drei Meter breit.
Aber erst 70 Jahre später erfolgte dann der Ausbau der Strecke von der Eixer Mühle bis zur Neuen Mühle (Oelerse) und nach weiteren nassen Jahren für die Dollberger Wiesen (zwei Drittel der möglichen Heuernte verfaulte auf dem Halm) wurde auf einer Länge von 4,9 km die Fuhse reguliert.
Schnell erkannten die Bauern, dass der zur Entwässerung angelegte Kanal auch der Bewässerung dienen konnte. So kam es nach Verhandlungen mit den Interessenten, Dollbergen hatte 17, Katensen 18 und Schwüblingsen 17, am 14.10.1871 zur Genehmigung einer Verbandssatzung (Staugenossenschaft) durch Unterschrift seiner Majestät, dem König von Preußen.
So stellten die Entwässerungsinteressenten dem neuen Dollberger-Katenser Wiesenverband den Kanal zur Mitbenutzung zum Bewässern der Wiesen zur Verfügung. Die neuen Mitnutzer übernahmen dafür die Unterhaltung der Anlagen. Die Stauzeit war festgelegt und konnte nur vom 1. Januar bis 1. Mai und vom 25.6. bis 30.6. durchgeführt werden.
Die erforderliche Stauschleuse wurde mehrfach ersetzt und nach dem 2. Weltkrieg neu aufgebaut. Heute existiert sie nicht mehr und auch die Tätigkeit des Wiesenverbandes wurde ab 1965 nach Einebnung der Wiesengräben eingestellt. Die Kosten für die Stauung – Staugebühr und Grabenräumung – standen in keinem Verhältnis zu einem Mehrertrag an Heu und Grummet, zumal die Grasnutzung nicht mehr die Bedeutung für die Viehhaltung hatte, wie das früher einmal der Fall war.