Der Merian-Stich

Die älteste Darstellung Uetzes ist der Merian-Stich „Utzen An der Fuse“. Er ist vermutlich um 1650 entstanden und soll eine damalige Ansicht des Dorfes zeigen. Hoch in den Himmel ragt der Turm der Kirche. Links daneben ist das Herrenhaus des Junkernhofes zu erkennen, das der Celler Herzog August der Ältere 1634 errichten ließ. In der linken Bildhälfte sieht der Betrachter ein weiteres großes Gebäude: Laut der Uetzer Ortschronik handelt es sich dabei um das damalige dreistöckige Brauhaus des Uetzer Gutes.

Im Vordergrund fließt die Fuhse, deren Name früher häufig ohne „h“ geschrieben wurde, am Dorf vorbei. Über den Fluss führte schon damals eine Brücke. Die sogenannte Bauernbrücke existierte bereits 1564.

Über dem Dorf ist das Wappen der Familie von Lüneburg abgebildet. Die Herren von Lüneburg waren während mehrerer Jahrhunderte Kirchenpatrone in Uetze. 1624 hatte August der Ältere das Uetzer Rittergut für seine Frau zur linken Hand, Ilse Schmiedichen, und die gemeinsamen Kinder gekauft. 1625 adelte Kaiser Ferdinand II. Ilse und ihre Kinder. Sie hießen von da an von Lüneburg.

Der Name Merian-Stich geht auf den aus Basel stammenden Kupferstecher und Verleger Matthäus Merian zurück, der von 1593 bis 1650 lebte. 1616 übernahm er nach dem Tod seines Schwiegervaters Johann Theodor de Bry dessen Kupferstecherei und Verlag in Frankfurt. Nach Merians Tod führten seine Söhne Matthäus (1621 – 1687) und Caspar (1627 – 1686) den Verlag fort und gaben unter dem Namen „Merian Erben“ seine Werke weiter heraus.

Bei den Merian-Stichen darf man nicht davon ausgehen, dass es sich um wirklichkeitsgetreue Abbildungen der dargestellten Orte handelt. Merian und seine Söhne waren auch nicht in all diesen Orten. Vielmehr hatten sie Mitarbeiter, die durch das Land reisten und Skizzen von Gebäuden der Städte und Dörfer anfertigten. Die Zeichnungen waren dann Grundlage der Kupferstiche. Eine Voraussetzung für den Druck war, dass es in den dargestellten Orten genügend potenzielle Käufer gab. (fws)