Der neue Garten
Das traditionsreichste Uetzer Gasthaus ist der Neue Garten. Die Geschichte der Wirtschaft beginnt 1613. In dem Jahr erwarb der Uetzer Vogt Christoffer Utermark den Kohlgarten des Uetzer Ritterguts. Der damaligen Gutsbesitzer Jacob von Saldern war bei Utermark verschuldet und trat daher das Grundstück an den Vogt ab. Wahrscheinlich begann Utermark noch 1613 damit, auf dem Grundstück das heute noch stehende Fachwerkhaus zu bauen.
Utermark vererbte das Haus an seinen Sohn Jacob. Dieser beantragte Anfang 1634 bei der herzoglichen Regierung, in dem Gebäude eine Herberge und eine öffentliche Bierschenke einrichten zu dürfen. Herzog August, der 1624 das Uetzer Gut erworben hatte, erlaubte die Eröffnung eines Gasthauses. Nach Angaben der verstorbenen Heimatforscherin Gertrud Schumacher erhielt Utermark nach zwei Jahren eine Dauerkonzession. Damals habe es noch zwei weitere Gaststätten in Uetze gegeben, und zwar an der Kirchstraße und am Thielenplatz.
1901 wurde ein Saal an den Neuen Garten angebaut. Der Saal erlebte nach dem Zweiten Weltkrieg seine Blütezeit, als die Uetzer Nachholbedarf an Vergnügungen hatten und sich nur wenige einen Fernseher leisten konnten. Filme flimmerten im Saal über eine Leinwand. Vereine feierten rauschende Ballnächte. Eine Tanzschule gab im Saal Tanzunterricht. Das Staatstheater Braunschweig gastierte dort. Catcher und Boxer stiegen zu Kämpfen in den Ring.
1996 schloss das Gasthaus seine Pforten. Acht Jahre später wollte der damalige Eigentümer Rainer Homann aus dem seit einigen Jahren ungenutzten Saal ein Kulturzentrum machen. Die Region Hannover versagte dafür die Genehmigung. 2006/2007 renovierte Homann die seit zehn Jahren geschlossene Gaststätte, um sie selbst zu betreiben. Doch schon Weihnachten 2007 stellte er den Betrieb ein.
2016 kam das historische Fachwerkhaus unter den Hammer. Eine Uetzerin ersteigerte es für 70.000 Euro. Heute ist das Baudenkmal, an dem der Zahn der Zeit nagt, ein Wohnhaus. (fws)