Das Kurhaus Kotjemühle

Das ehemalige Kurhaus Kötjemühle vor den Toren Uetzes neben der früheren gleichnamigen Wassermühle führt heute einen Dornröschenschlaf und ist fast in Vergessenheit geraten. Seine Blütezeit hatte es in den angeblich goldenen Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts. Es war damals eines der beliebtesten Ausflugslokale weit und breit. Aus ganz Norddeutschland kamen die Gäste.

Eigentümer und Wirt der Gaststätte am Kötjemühlenteich war damals Hans Kasprzewski, der auch einen Linienbusbetrieb besaß. Einen Großteil seiner Gäste holte er mit seinen Bussen vom Bahnhof Dedenhausen ab. Sie konnten bei ihm in Fremdenzimmern übernachten. In Zeitungsanzeigen pries er sein Lokal als „Perle der Südheide“ und „Natur-Wunderplätzchen“ an, das von „Wald, blühenden Wiesen und wogenden Feldern“ umgeben sei. Eine weitere Naturschönheit sei der rund fünf Morgen große frühere Mühlenteich, der Ruder- und Bademöglichkeiten biete. Kaprzewski hatte am Ufer einen Strand aufschütten lassen.

Laut den Inseraten gab es unter schattigen Bäumen und Gartenschirmen mehr als 1.000 Sitzplätze. Eine Wandelhalle lade zum Promenieren ein. „An die Strandterrasse schließt sich ein prachtvoller Park mit alten Baumbeständen und einer im Freien liegenden Tanzdiele an“, warb der Wirt um Besucher.

Diese konnten sogar die sagenumwobene Loreley auf einem Felsen bewundern, der bei Dunkelheit angeleuchtet wurde. „Ganz oben erschien ein schönes weibliches Wesen, das mit langsamen Bewegungen sein Haar kämmte“, schreibt Dorothea Radtke in der Dorfchronik. Ein junger Mann sei über den Teich gerudert. Sein Boot sei am Felsen zerschellt und er im Wasser versunken. „Das Licht erlosch, und alles war wie im Spuk verschwunden“, berichtet Radtke.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gasthaus vorübergehend als Altenheim genutzt. 1954 richtete der Schulverein der privaten Oberschule Uetze in dem Gebäude sein „großes Internat“ ein. (Das „kleine Internat“ lag im Ort an der Gifhorner Straße.) Bis zu 42 Schüler aus dem In- und Ausland wohnten im früheren „Kurhaus“. Acht Jahre nach der Eröffnung wurde das Internat wieder geschlossen. Später diente das Gebäude wieder als Gaststätte, bis in den Siebzigerjahren ein Feuer den Dachstuhl vernichtete. (fws)

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