1000 Jahre Wathlingen: Die Kläranlage
(mt) „Wir klären das für Sie“, das Motto des Wathlinger Klärwerks klingt für uns selbstverständlich. Dabei gibt es das kommunale Klärwerk erst seit 60 Jahren. Mit der ständigen Erweiterung des Dorfes nach dem Kriege stieß die bis dahin praktizierte Untergrundverrieselung der Abwässer aus den Wohngebieten an ihre Grenzen. Eine einwandfreie Trinkwasserversorgung durch Hausbrunnen war nicht mehr überall gegeben.
Bereits 1953 regten das Kreiskulturbauamt und das Wasserwirtschaftsamt den Bau eines Schmutzwasserkanalsystems an. Die Kosten wurden auf eine Million D-Mark geschätzt. Wegen des nicht ausgeglichenen Haushalts stellte der Rat das Vorhaben „noch etwas zurück“. Seit 1955 gab das Land Niedersachsen zwar Finanzierungshilfen für Bauvorhaben zur Abwasserbeseitigung, aber erst als 1958 die hiesige Molkerei große Abwasserprobleme hatte, nahm man den Bau eines Schmutzwasserkanals in Angriff. Der einfache Plan, die ungeklärten Abwässer durch Oberflächenverregnung auf Grünflächen zu beseitigen, musste aufgegeben werden, weil es zu wenig geeignete Verregnungsgebiete gab. Daher stimmte am 22. Oktober 1959 der Wathlinger Rat dem Bau eines Klärwerks und eines Schmutzwasserkanals zu. Die Gemeinde kaufte das Gelände am Hasklintweg von der Kirche.
19 Kilometer Rohrleitungen wurden verlegt. Die veranschlagten Kosten stiegen, weil das geringe Gefälle in Wathlingen zusätzlich 4 Überpumpwerke erforderte. Das Klärwerk wurde für 6000 Einwohner ausgelegt. Das war ein ausreichender Puffer für ein zukünftiges Wachstum des Dorfes, das damals 4100 Seelen zählte. Am 21. November 1963 erfolgte die offizielle Inbetriebnahme des Klärwerks im Rahmen einer kleinen Feier. Der anschließende Imbiss für die 32 Teilnehmer in der Gaststätte „Niedersachsen“ (Am Thie) wurde mit 404 D-Mark abgerechnet. Eine kleine Summe gemessen an den Gesamtkosten von 1,5 Millionen D-Mark. Zunächst im Dorfkern begonnen, schloss man weitere Straßenzüge an und erreichte 1966 die Kolonie. Das Dorf hatte abwassermäßig mit der Stadt gleichgezogen.
Diese Kläranlage reinigte nur die Abwässer der Gemeinde Wathlingen. Neben dem alten Klärwerksgelände wurde 1989 die Zentralkläranlage der Samtgemeinde mit einem biologischen Klärwerkssystem gebaut, die die Becken des alten Klärwerks integriert. Die Anlage reichte für 15.000 Einwohner und Adelheidsdorf und Nienhagen, die ihre Abwässer bis dahin „verregneten“, wurden angeschlossen. Der Ausbau schreitet stetig voran. 2023 soll die Anlage für 30.000 Einwohner ausreichen. Bis zum heutigen Tage wurden insgesamt 72 km Hauptkanalleitungen verlegt.