1000 Jahre Wathlingen: Zweimal Wald
(mt) Links sind Bäume, rechts sind Bäume. In der Mitte teilt die L311 nach Hänigsen den Wathlinger Forst in den Gutsforst zur Linken und den Bauernforst zur Rechten, in dem alt eingesessene Wathlinger Bauernfamilien Parzellen besitzen.
Bei Wathlingens Gründung reichte der Wald nahe an das Dorf heran. Jedem war es erlaubt, sich Brenn- und Bauholz sowie Beeren und Früchte zu nehmen und sein Vieh zur Mast in den Wald zu treiben. Als Wathlingen wuchs, wurde immer mehr Wald gerodet, um Ackerland zu gewinnen. Holz wurde plötzlich knapper. 1567 erließ der Herzog ein erstes Gesetz und beauftragte wohl die Familie von Dageförde mit der Aufsicht über den Wald. Gefällt werden durften nur trockene Eichen, die anderen brauchte man für die Viehmast. Die anderen Gutsfamilien beargwöhnten sich gegenseitig und die Dörfler sahen überhaupt nicht ein, dass sie nun beim Gutsherrn die Entnahme von Bau- und Brennholz beantragen sollten. Das gesamte 16. und 17. Jahrhunderts steckte voller Holzstreitigkeiten. Holzdiebstahl galt unter den Dörflern als „Kavaliersdelikt“.
Grundsätzlich behoben wurde das Problem erst, als im Zuge der großen Agrarreformen des 19. Jahrhunderts von Staats wegen auch der Wald aufgeteilt und neue Besitzverhältnisse geschaffen wurden. Die Familie von Lüneburg hatte bei der Verteilung des Waldes den Erstzugriff, erst danach wurde der verbleibende Wald unter den einheimischen Bauern aufgeteilt. Es dauerte noch ein halbes Jahrhundert voller Klagen und Einsprüche, bevor die Wathlinger Waldverhältnisse 1875 abschließend geklärt waren. Seitdem gibt es in Wathlingen – wie in vielen anderen Gemeinden – einen Guts- und einen Bauernforst.
Hans von Lüneburg erbte 1924 das Gut und den Forst. An der Forstakademie in Hannoversch-Münden hatte er Forstwirtschaft studiert. Er stellte den bis dahin kaum bewirtschafteten Gutsforst auf eine nachhaltige Forstwirtschaft um und pflanzte einen Mischwald aus Eichen, Eschen, Buchen, Roterlen und einigen Fichten und Douglasien auf den nassen und schwierigen Bodenverhältnissen. Der Kalibergbau und sein Salzstaub, der sog. „Engländereinschlag“ nach dem Zweiten Weltkrieg, der verheerende Orkan 1972 und der aktuelle Klimawandel brachten und bringen herbe Rückschläge für den Wathlinger Forst.