1000 Jahre Wathlingen: Die Brücke
(mt) So tragisch wie in dem gleichnamigen deutschen Antikriegsfilm von Bernhard Wicki aus dem Jahre 1959 verliefen die Stunden vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen in Wathlingen Gott sei Dank nicht. Gleichwohl wurde die Fuhse-Brücke an der L 311 nach Eicklingen am 12. April 1945 von Angehörigen der Wehrmacht oder der Waffen-SS gesprengt. Eine Intervention des Wathlinger Volkssturmführers Lehrer Seffer bei der Wehrmacht blieb erfolglos.
Adolf Hitler hatte am 19. März 1945 den sog. „Nero-Befehl“ unterzeichnet, wonach alle Infrastruktur, die der Feind bei seinem Vordringen ins Reichsgebiet nutzen könnte, zerstört werden sollte. Wer sich dem widersetzte, riskierte standrechtlich erschossen zu werden.
Wathlingen erwartete die in Burgdorf stehenden amerikanischen Truppen am 12. April. In den Tagen zuvor waren Truppenteil der Wehrmacht und Waffen-SS durch das Dorf gezogen. Die Zivilbevölkerung sorgte sich, dass es in Wathlingen zu Kämpfen kommen könnte. Vorsorglich waren die Keller der Privathäuser als Unterschlupf eingerichtet. Es war ein mehr oder weniger offenes Geheimnis, dass die Amerikaner möglichst rasch an die Elbe kommen wollten. Wann immer sich in einem Dorf militärischer Widerstand regte, zögerten sie nicht, sofort schwere Waffen einzusetzen.
Die Sprengung der Fuhse-Brücke ließ die heranrückenden Amerikaner vermuten, dass deutsches Militär den Ort verteidigen wollte. Daraufhin beschoss die US-Artillerie, die beim Kaliwerk an der Hänigser Straße wartete, das Dorf. Zwei Häuser gerieten in Brand, an mehreren entstand Sachschaden und Friseurmeister Fricke wurde durch einen Granatsplitter getötet. Mittags war der Beschuss vorbei und die Amerikaner marschierten ein. Drei Stunden brauchten sie, um die gesprengte Brücke mit Holz vom Sägewerk Graß und Sundermann behelfsmäßig befahrbar zu machen, dann zogen die Einheiten des 638. TD. Bat. (638th Tank Destroyer Battalions) in nördlicher Richtung weiter.
In den folgenden Monaten wurde von Deutschen eine Notbrücke aus Holz gebaut, die im November 1945 fertig war. Eine Stahlkonstruktion ersetzte sie 1955/56.