1000 Jahre Wathlingen: Wo ständig die Flamme loderte
(mt) Unser Rathaus steht auf historischem Boden, denn hier soll die Keimzelle des Dorfes sein. Die älteste Adelsfamilie von Watling, über die kaum etwas bekannt ist, hatte wohl an dieser Stelle ihren Gutshof erbaut. Nach dem Aussterben derer von Watling fiel das Gut an die Adelsfamilie von Bortfeld. Dennoch ist dieser Platz nach keinem dieser Adelsgeschlechter benannt. Wir müssen mehr als 200 Jahre zurückgehen, um eine plausible Begründung für den heutigen Namen „Am Schmiedeberg“ zu finden.
Der Schmied war seit dem Altertum in jeder Gesellschaft hoch angesehen, denn er war derjenige, der Schwerter, Rüstungen, Hufeisen, Nägel, Pflüge, Radreifen und alle notwendigen Eisenprodukte herstellte. Auch in Wathlingen gab es mindestens eine Dorfschmiede, die am Hasklint gewesen sein soll. 1809 vernichtete der dritte große Dorfbrand diese Schmiede und das Wohnhaus. Die Adelsfamilie von Lüneburg ließ nun eine neue Gutsschmiede samt Wohnhaus auf dem ehemaligen Gutsgelände derer von Watling errichten.
1954 löschte der letzte Schmied Friedrich (Fritz) Pröve hier die Flammen in der Esse und stellte seinen Betrieb ein. Damals beschlich manchen Dorfbewohner das mulmige Gefühl, dass wieder ein Teil des alten Dorfes zu Grabe getragen wurde. In der neuen Zeit braucht niemand mehr einen Gutsschmied, der mit kräftigen Schlägen am Amboss das Eisen bearbeitet. Die Schmiede und das Wohnhaus waren baufällig und nicht mehr zu retten.
Aber jedem Ende wohnt ein Anfang inne! Seit 1852 galt das hannoversche Gesetz über die Landgemeinden, das an die Spitze der Dorfverwaltung den Gemeindevorsteher setzte. Sein Amtszimmer war bis Kriegsende 1945 in Wathlingen im Haus des jeweiligen Gemeindevorstehers (später als Bürgermeister bezeichnet) untergebracht. Das änderte sich nach dem Krieg und im Oktober 1945 zog die Gemeindeverwaltung in das altes Schulgebäude Kirchstraße 2a ein. Der Aufbau einer modernen Verwaltung begann und nach einigen Jahren reichte der Platz nicht mehr für die gewachsenen Aufgaben und das neu eingestellte Personal. Die Gemeinde erwarb 1955 das ungenutzte Gelände „Am Schmiedeberg“ und begann, Rücklagen für den Bau eines Rathauses zu bilden. Nach dem Abriss der Schmiede und des Wohnhauses erfolgte am 19. September 1958 die Grundsteinlegung für das neue Rathaus. Ein gutes Jahr später übergab der Architekt am 3. Dezember 1959 die Schlüssel zum Rathaus „Am Schmiedeberg“.