1000 Jahre Wathlingen: Ein Stück Barock
(mt) Ziemlich versteckt am südlichen äußeren Rand des weiträumigen Gutsparks von Reden steht dieses architektonische Kleinod aus der Zeit des Barock (1600-1750). Ein achtseitiger (oktogonaler) Holzpavillon mit toskanischen Dreiviertelsäulen auf Postamenten, die durch Rundbogenarkaden verbunden sind. Die achtseitige Kuppel mit Ziegeldach wird durch eine Engelsfigur bekrönt. Die Initialen „JHVL“ im Oval auf der Wetterfahne deuten auf den wahrscheinlichen Erbauer Johann Hermann von Lüneburg, der ab 1690 Herr auf dem Wathlinger Rittergut war und 1696 verstarb. Eine weitere kleine Inschrift im Engelskleid „GvL“ weist auf Georg von Lüneburg (1735-1794) hin, der den Pavillon 1787 gründlich reparieren ließ.
Auch wenn das Wathlinger Rittergut damals innerhalb der Lüneburger Landschaft zu den größeren und besser gestellten Gütern zählte, herrschte hier eine pragmatische und eher sparsame Haushaltführung vor. Weite Bildungsreisen zu anderen Barockanlagen oder die Hinzuziehung eines namhaften Gartenarchitekten passte nicht zu dem vorsichtigen Umgang mit Geld. Inspirationen wurden eher den Büchern der Gutsbibliothek entnommen. Vielleicht hatte man auch Kenntnis von den Planungen des Herrenhäuser Barockgartens in Hannover, denn das Wathlinger Kleinod erinnert an die dortigen vier Eckpavillons. Wie auch immer, im Gutsgarten wurde mit der Errichtung des Pavillons ein architektonisches Ausrufungszeichen gesetzt. Der künstlerisch anspruchsvolle Holzbau, der vorgab, aus Stein zu sein, sprengte nicht den Kostenrahmen und war dem ländlichen Repräsentationsbedürfnis und Geselligkeit durchaus angemessen. Der pragmatische Gutsherr übertrieb es mit dem Luxus nicht, denn er dürfte an wohlgeratenem Gartengemüse, das an einer anderen Gartenecke wuchs, eine mindestens ebenso große Freude gehabt haben wie an diesem italienisch inspirierten Pavillon. Ende des 17. Jahrhunderts war dies ein Beginn für Neues – das Ende der Dagefördeschen Fachwerk-Wasserburg war eingeläutet. Doch äußere Umstände verzögerten den Neubau des Herrenhauses um gut 100 Jahre.
Eine Karte von 1806 belegt die im Zuge dieser Veränderungen vorgenommene gründliche Parkumgestaltung. Die Gartenarchitektur hatte das Barockzeitalter hinter sich gelassen und orientierte sich nun am Vorbild der englischen Landschaftsgärten. Geschwungene Wegeführung, eine natürliche Anlage der Bepflanzung und ein fließender Übergang zur umgebenden Landschaft löste den Barockgarten ab – der beeindruckende Barockpavillon bleib aber erhalten.