1000 Jahre Wathlingen: Wathlingens Eichen
(mt) Von wegen: Die Jugend interessiert sich nicht für ihr Heimatdorf! Das Gegenteil beweisen Schülerinnen und Schüler des Wahlpflichtkurses der Oberschule Wathlingen mit ihrer Biologielehrerin. Unterstützt vom Heimatverein Wathlingen haben sie nicht nur Interessantes, Historisches und Praktisches über Wathlingens Eichen gesammelt, sondern sie haben ihre Ergebnisse auch in das öffentliche Geoinformationssystem KLEKs (Kultur-Landschafts-Elemente-Kataster, https://www.kleks.app/editor) eingetragen. KLEKs ist ein Teilbaustein einer Plattform für das bürgerschaftliche Engagement zur Bewahrung lebenswerter, vielfältiger Natur– und Kulturlandschaften—mithin ein Mittel zur stärkeren Demokratisierung von Naturschutz und Landschaftsplanung. Hier ist der Unterricht der OBS Wathlingen vorbildlich nachhaltig.
Wathlingen ohne Eichen geht gar nicht. Seit Jahrhunderten prägen sie fest das Bild des Ortes und der Flur. Meist sind es Trauben- oder Stileichen, die die Menschen Wathlingens begleiten. Als Hofeichen waren sie für die Bauern in früheren Zeiten so etwas wie ein Sparbuch. Viel zu schade, um als Brennholz verheizt zu werden, wurden sie für die übernächste Generation gepflanzt. Man nutzte sie als Bauholz oder Kapitalanlage, manches Brett einer gefällten Hofeiche hielt man auch für den eigenen Sarg zurück. Auf dem Hof dienten sie als Wetterschutz und fingen den Funkenflug des hofeigenen Backhauses ab. In der Feldmark waren die Eichenwälder rund um das Dorf im Herbst ein begehrter Mastplatz für die Hausschweine. Ihre Blätter dienten als Einstreu für den Stall. Und ältere Wathlinger erinnern sich an die Zeiten, als Eichelkaffee den Bohnenkaffee ersetzen musste. Noch in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts war es eine willkommene Taschengeldaufbesserung für die Wathlinger Kinder und Jugendlichen im Herbst Eicheln im Dorf zu sammeln und sie auf dem Gut beim Förster abzuliefern. Für einen Zentner Stileicheln gab es 10 bis 12 Mark, damals viel Geld. Die Eicheln wurden in einem Wirtschaftsgebäude des Gutes gelagert. Der größere Teil wurde an Baumschulen verkauft, der andere Teil wurde für die winterliche Wildfütterung im Forst gebraucht.
Wenn wir heute nicht aufpassen, verschwinden die Eichen schleichend aus dem Ortsbild. Kurzsichtige Zeitgenossen werfen den Bäumen vor, Tageslicht zu nehmen, ihre Früchte beschädigen den Lack des geparkten Autos und Eichenlaub sei nur lästiger Abfall, den sie entsorgen müssten. Nur wer wachen Geistes ist und an die künftigen Generationen denkt, erkennt ihren Nutzen für das Dorf und die Schönheit der Eichen.