1000 Jahre Wathlingen: Das Mausoleum

(mt) 1815 endete in Europa eine Epoche permanenter Kriege. Das wieder erstarkte Königreich Hannover nahm nach dem Ende der Franzosenzeit die unterbrochenen Reformen wieder auf: Bauernbefreiung mit Ablösung der Abgaben und Dienste an den Adel, Wegfall der besonderen adlige Gerichtsbarkeit, Neuverteilung der Feldflur läuteten unwiderruflich das Ende des alten Ständestaates ein. Der Adel suchte sein Selbstverständnis und seine soziale Stellung gegenüber den Dorfbewohnern neu zu definieren.

Für die Familie von Lüneburg stand in dieser Zeit eine weitere Veränderung an. Lagen bisher die Güter in Uetze und Wathlingen in einer Hand und war die Patronatskirche in Uetze die Familienbegräbnisstätte, so wurden 1816 die Güter geteilt. Georg von Lüneburg (1799-1866) wurde Herr zu Wathlingen. Sicher nicht seine dringendste, aber eine Aufgabe mit hohem Symbolwert war die Suche nach einer neuen repräsentativen Begräbnisstätte für seine Familie. Bereits Georgs Vater soll Pläne für ein Mausoleum, das sich am damaligen klassizistischen Trend orientierte, entworfen haben. Die neue Begräbnisstätte sollte einerseits die Verbundenheit mit dem Dorf und andererseits das adlige Selbstverständnis zeigen. Auch wenn das Grabmal von Maussolos, einem Kleinkönig von Karien und persischen Satrapen (377–353 v. Chr.), zu den „Sieben Weltwundern“ zählt, behielt das von Lüneburgische Familienoberhaupt bei seinem Entwurf das Mach- und Finanzierbare im Blick.

Als Georgs Vater bereits 1816 mit 50 Jahren verstarb, setzte der Sohn um 1830 die Pläne in Wathlingen um. Am Rande des Fußwegs, den die Adelsfamilie auf ihrem Weg zur Dorfkirche zurücklegte, lag die ehemalige Försterei mit großem Garten, ein angemessener und „vernünftiger“ Platz für den zurückgesetzten Bau des Mausoleums (heute: Alter Hof 6). Norddeutsch nüchtern fällt der verputzte Ziegelbau mit Satteldach aus. Der umlaufende Bandfries an Traufen und Giebeln ist mehrstufig und im Giebelfeld befindet sich eine rechteckige Tafel mit Zahnschnittgesims und der Inschrift „Von Lüneburgsches Erbbegräbnis“ und dem Familienwappen. Die links und rechts von der Tür eingefügten Rundbogenfenster sind mittlerweile vermauert worden.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verwüsteten schatzsuchende Marodeure das Mausoleum. Die Familie richtete es wieder her. In den vergangenen Sommern fielen mehrere Bäume der zum Mausoleum führenden Kastanienallee der Miniermotte zum Opfer.

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