1000 Jahre Wathlingen: Abstellkammer mit Wappen
(mt) Dem flüchtigen Besucher von St. Marien bleibt sie verborgen, denn die Wappentafel aus Sandstein findet sich auf der Nordseite der Kirche. „A(nna) E(lisabeth) v(on) A(ffelmann) geborne von Merquelbach A(nn)o 1663“ umrahmt, unterbrochen von einem Totenschädel und gekreuztem Gebein, das Wappen der Adelsfamilie von Merckelbach: ein Ankerkreuz als heraldisches Symbol für den Glauben, darüber ein gekrönter Helm mit einem wachsenden Adler. Mitglieder dieses deutsch-niederländischen Adelsgeschlechts waren Bürgermeister der westfälischen Reichsstadt Soest, Kanzler, Theologen und Juristen.
Vater unserer Anna Elisabeth war der Soester Bürgermeisters Dr. jur. Goswin Merckelbach, der 1616 vom Celler Fürsten abgeworben wurde und danach 25 Jahre als wichtigster Rechtsberater und Kanzler des Fürstentums Lüneburg in Celle wirkte. 1623 erhielt er vom Kaiser die Würde eines Pfalz- und Hofgrafen. Anna Elisabeth heiratete den ebenfalls aus Soest stammenden Dr. jur. Anton Affelmann, der seinem Schwiegervater 1642 im Amt folgte und 1651 starb. Finanziell gut abgesichert, wird sie bis etwa 1670 auch als Pächterin des Wathlinger Guts der Familie von Lüneburg genannt. Die hier wenig verwurzelte und vermutlich städtisch geprägte Adelsfrau sah in Wathlingen die Möglichkeit, standesgemäß beigesetzt zu werden. Um das zu erreichen, vererbte sie 1662 der Wathlinger Kirche 500 Taler mit der Auflage, „für alle Zeiten“ einen „Orth zur Ruhestätte in oder an der Kirche“ zu erhalten. Wohl in Absprache mit dem Kirchenpatron und dem Gutsbesitzer Friedrich von Lüneburg bot der Pastor ihr in Nähe des Altars und der schon vergebenen Gruft die damals wenig nützliche Seitenkammer als Erbbegräbnis.
In den folgenden Jahrhunderten verblasste in Wathlingen die Erinnerung an die Erblasserin, weder ein Sarg noch eine Grabplatte sind erhalten. Die Kammer sank zur Gerätekammer und zum Heizraum herab, bis das schöne gotische Gewölbe auffiel, das sich ursprünglich auch über den Chor der Kirche erhob, und nach jahrhundertelanger Entweihung wird der Raum heute als Sakristei genutzt.